Rezension: „Bozzetto“ von Gerd J. Schneeweis und Hermann Alexander Beyeler

Im Buch „Bozzetto“ von Gerd J. Schneeweis und Hermann Alexander Beyeler geht es um einen Entwurf für das Gemälde „Jüngstes Gericht“ von Michelangelo, den dieser zunächst auf einer kleinen Holztafel angefertigt hatte. Das „Jüngste Gericht“ schmückt die Sixtinische Kapelle im Vatikan, der Entwurf ist verschollen und weckt bei verschiedensten Parteien den Ehrgeiz, ihn aufzufinden. Er ist immerhin sehr wertvoll. Daraus konstruieren die beiden Autoren eine kriminalistische Story.

Bozzetto

Über die Autoren

Hermann Alexander Beyeler (*1952 bei Luzern) ist Kunstsammler, Autor, Galerist und Mäzen. Gerd J. Schneeweis (*1947) war lange Rechtsanwalt und lebt inzwischen seit vielen Jahren als freier Autor in Oberösterreich. Er hat den echten Bozzetto tatsächlich einmal in den 1990er Jahren gesehen und machte ihn zu seinem Lebensthema.

Inhalt

Eine Frau und drei Männer suchen nach dem Bozzetto, der zunächst im Vatikan aufbewahrt worden war. Später verschenkte ihn ein Kardinal, anschließend ging er durch viele Hände. Er weckte habgierige Begehrlichkeiten, entwickelte dabei scheinbar eine eigene Magie und bestrafte die Gier und Machtbesessenheit derer, die ihn um jeden Preis besitzen wollten. Im Roman hat sich der Kunstliebhaber Hans A. Bilgrin vorgenommen, die Holztafel zu finden, um sie wieder in den Vatikan zurückzubringen.

Die weiteren Protagonisten Sofie, Max und Alois helfen ihm dabei. Das Quartett macht tatsächlich den derzeitigen Besitzer des Kunstwerkes ausfindig, der es aber um keinen Preis verkaufen möchte. An dieser Stelle beginnen die vier Hauptfiguren, die Geschichte des Bozzettos zu erforschen, um seine Faszination richtig zu verstehen. Sie stehen alsbald in Konkurrenz mit einer Gruppe von ehemaligen Nazis, die selbst den Bozzetto besitzen wollen und über Leichen gehen.

Durch diese Konstellation wird der Roman zum Thriller, dessen überbordender Umfang (587 Seiten im Hardcover) den Leser immer weiter in eine atemberaubende Geschichte von großer Kunst und den verschlungenen Wegen ihrer Werke hineinzieht. Der Subkontext behandelt folglich die Frage, was die Fasznination für große Kunstwerke erzeugt, die sich ja schließlich auch in ihrem materiellen Wert niederschlägt.

Spannungsbogen über fast ein halbes Jahrtausend

Das Buch beginnt im Jahr 1541, mithin zu Lebzeiten Michelangelos (1475 – 1564). Im Prolog geht es um Michelangelo selbst und die Art seines Schaffens, die auch die Entstehung des Bozzettos erklärt. Zudem haben die beiden Autoren der eigentlichen Handlung Hinweise zu Personen und Abkürzungen vorangestellt, welche die Leser auch benötigen, wenn sie nicht ständig in Kunstlexika nachschlagen möchten.

Die eigentliche Story beginnt dann im Dezember 2012, springt aber in der Zeit auch immer wieder zurück und erklärt nebenher vieles zur Entwicklung der europäischen Malerei der letzten 500 Jahre, wozu natürlich auch Ortswechsel gehören. Die Maler der Renaissance und des Barock reisten viel und kannten ihre gegenseitigen Werke, von denen sie sich befruchten ließen. Michelangelo hat folglich nicht nur seinen Zeitgenossen viele Anregungen gegeben, sondern auch solche auch von ihnen empfangen.

Das ist für jedermann interessant, der gern einmal eine Ausstellung besucht, gleichzeitig soll es fortwährend die Bedeutung einer reinen Vorlage für ein großes Werk erklären, die ja schließlich der Bozzetto für Michelangelo war. Beyeler und Schneeweis haben das Ganze in kurze und somit kurzweilige Kapitel verpackt, die es ermöglichen, ein Thema geistig abzuschließen, damit der geforderte Leser das Buch einmal aus der Hand legen kann. Es dürfte Kunstinteressierten und Krimifreunden gleichermaßen Spaß machen.

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